Bild: Foto Virus, Andrey Lesya, Pixabay
Maskenpflicht.
Was für uns alle noch vor wenigen Wochen undenkbar gewesen wäre, hat nun Einzug in unseren Alltag gehalten. Wir sehen Menschen mit Masken in allen möglichen Variationen: bunt oder uni, selbstgenäht oder industriell hergestellt, sorgfältig angepasst oder einfach locker über das untere Gesicht und die Nase gezogen. Der „Schnutenpulli“ (plattdeutsch) wird gerne auch außerhalb eines geschlossenen Raumes unter der Nase oder dem Kinn getragen. Ganz Mutige streifen sie auf die Stirn oder legen sie in den Nacken. Über die Wirksamkeit einer solchen Tragweise ließe sich trefflich philosophieren, aber darum soll es hier nicht gehen. Ich möchte auch keine Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Mund-/Nasenmasken eröffnen.
Maske auf und keinen Blickkontakt mehr?
Was mir auffällt ist, dass die Menschen sich, sobald sie eine Maske tragen, noch weniger anschauen als vorher. Es wird zu Boden und zur Seite geschaut, als sei dieses kleine Stück Stoff im Gesicht ein Makel. Vielen scheint es deutlich unangenehm zu sein, sich auf solche Art zu maskieren.
Vielleicht ist die Atmung durch die Stärke des Stoffes erschwert oder die Maske lässt die Brille immer wieder beschlagen. Es mag tausend Gründe geben, den anderen nicht anzuschauen. Aber eines ist sicher: es ist beim Tragen einer Maske äußerst ungeschickt, den Blickkontakt nicht zu suchen!
Kommunikation mit den Augen
Über die Augen und speziell die Augenbrauen kommunizieren wir lebhaft und authentisch. Gerade die Muskeln im Bereich der Augenbrauen lassen sich nur schwer steuern und kontrollieren. Ergo zeigen sie deutlich eine bestimmte Emotion an. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Bewegung der Augenbrauen zuverlässiger ist als die im unteren Gesicht (Mund und Kinn).
Im Kern sind wir Menschen nonverbale Wesen, denn unsere verbale Sprache ist erst circa 35.000 Jahre alt. Davor waren wir auf die genaue Beobachtung des Gegenübers und unserer Umwelt fixiert, denn sie half uns, zu überleben. Beobachten Sie einmal kleine Kinder, die noch nicht verständlich sprechen: sie verstehen uns auch ohne Worte und wir sie in der Regel auch, alleine an der gegenseitigen Körpersprache.
Heute stuft sich Jeder 10. Erwachsene als gefühlsblind ein: er erkennt weder fremde Gefühle zuverlässig noch kann er eigene sicher ausdrücken. Das erklärt auch, warum die Empathie seit rund 20 Jahren deutlich abnimmt.
Die Sprache der Augen verstehen
Achten Sie bei der nächsten maskierten Begegnung einmal auf die Augenpartie. Was machen die Augenbrauen? Heben sie sich oder senken sie sich? In der ganzen Länge oder an der Innenseite? Entstehen dazwischen Falten?
Und was passiert mit den Augen? Sind die Lider angespannt oder ist das Auge deutlich erweitert? Bilden sich an den äußeren Seiten Fältchen oder senkt sich das Oberlid?
Sie haben jetzt eine Idee, um welche Emotion es sich bei Ihrem Gegenüber handeln könnte. Damit sie Ihre Wahrnehmung abgleichen können, schauen Sie nun auf die Körperhaltung. Passt sie zu Ihrem Eindruck? Oder gibt es eine Inkongruenz?
Flirten funktioniert übrigens auch trotz Maske. Schnelles Hochziehen der Augenbrauen, das wie ein Zucken wirkt oder das schnelle einseitige Aufziehen einer Braue kann ein Flirtversuch zu sein.
Fatal nur, wenn zur Maske auch noch eine Sonnenbrille getragen wird. Dann sind Sie der Person gegenüber mimisch blind und müssen sich über die übrigen Kanäle der Körpersprache ein Bild von ihrem Gemütszustand machen.
Viel Spaß beim Schauen! Und wenn Sie so gar keine Idee haben, fragen Sie einfach nach: „Wie geht es Dir/Ihnen?“
…dazu passend mein Workshop: „Unmasking the face“, siehe Termine
Als Gefühlsdolmetscherin ist es mir wichtig zu reden, wo andere schweigen. Themen wie Sexualität in der Pflege, Ekel und Scham dürfen kein Tabu bleiben! “Die Angst zeigt den Weg!” ist einer meiner Maximen.
Mit Mut und Haltung finden wir eine Möglichkeit, diese Themen auch in Ihren Einrichtungen wertschätzend und mit Weitblick zu behandeln.
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