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Zoobesuche sind toll! Nicht nur, weil ich Tiere bestaunen und bewundern kann, die ich bisher nie in freier Wildbahn sah (auf meinem Bauernhof gibt es eben keine Giraffen, Tiger und Kolibris), sondern weil ich hier fürs Leben lerne.
Über die verschiedensten karierten Kleidungsstücke, in gewagten Kombinationen, über Helikopter-Eltern, die ihre Kinder immer „bei Fuß“ brauchen, über Menschen, die auch bei einem Ausflug mit der Familie und/oder Freunden das Mobiltelefon keine Sekunde aus den Augen lassen und über die intuitive Kommunikation.
Familie bleibt Familie
Die Fütterung der Pavian-Familie, ach was, dem Pavian-Clan, zuzuschauen, ist immer wieder ein Erlebnis. Die Hierarchie wird durch Beißen, Schreien und Weglaufen wieder hergestellt, und Jeder versucht dem Anderen den dicksten Bissen abzujagen. So ähnlich verhalten sich auch manche Familien an der mitgebrachten Kühlbox, die von treusorgenden Menschen bis auf die letzte Lücke mit köstlich befüllten Tupperdosen bestückt wurde.
Im Affenhaus liebe ich es, auf einer Bank vor einem großen Affen-Zuhause zu sitzen und die Tiere zu beobachten. Viele Besucher ziehen achtlos an der dicken Sicherheitsglasscheibe vorbei, ohne auf die Affenmutter mit ihrem wenige Wochen alten Jungen zu achten. Sie hält das Kleine auf ihrem Schoß und streichelt immer wieder zart über das Köpfchen und den Rücken. Auf einmal kommt ein kleines Menschenkind, ein Junge von etwa zehn Monaten, vor die Scheibe gekrabbelt und kniet sich in Augenhöhe vor das Affenjunge. Was dann passiert, macht mir immer noch eine Gänsehaut.
Der kleine Junge legt seine rechte Hand gegen die Scheibe und im Zeitlupentempo hebt das kleine Äffchen seine Hand deckungsgleich von innen an das Glas! Die beiden schauen sich unbewegt in die Augen, mustern sich neugierig und auch die Mütter mustern sich interessiert. Ganz langsam nähern sich beide „Kinder“ mit ihren Köpfen der Scheibe und geben sich einen langen Kuss. Das Affenjunge löst sich zuerst, schaut zu seiner Mutter hoch und vergräbt sein Gesicht an ihrer Brust. Mit deutlichen Aufforderungslauten macht auch das Menschenkind seiner Mutter klar, dass es nun dringend und sofort auf den Arm möchte.
Beide „Jungen“ haben das Verhalten des jeweils anderen gespiegelt, d.h. die Aktion wahrgenommen und die gleichen Handlungen ausgeführt. Das ist möglich, weil wir über Spiegelneurone verfügen. Nervenzellen, die im eigenen Körper ein bestimmtes Programm realisieren können, simultan, unwillentlich, ohne jedes Nachdenken. Wir lernen über die Nachahmung mit Hilfe der Spiegelneuronen.
Beobachten Sie sich selbst im Alltag!
Was fällt Ihnen auf, wenn Sie ein Kleinkind füttern? Wie verhalten Sie sich, wenn Jemand gähnt? Warum weinen Sie bei romantischen Szenen in einem Film? Dieses Verhalten ist das Ergebnis der Arbeit der Spiegelneurone. Sie fühlen, was Ihr Gegenüber fühlt.
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